KI-Oma im Kampf gegen den Enkeltrick

Wie ein künstlich-intelligentes Sprachsystem Telefon-Betrüger:innen entgegentritt

Wurde bereits in einem früheren Artikel von den verschiedenen Möglichkeiten digitaler Kriminalität berichtet, gehen wir an dieser Stelle noch einmal auf eine davon besonders ein: dem Social Engineering (Sozialmanipulation). Dort erschleichen sich Betrüger:innen das Vertrauen ihrer Opfer und erlangen damit Zugriff auf sensible Daten oder Geldbeträge. Eine bekannte und auch medial behandelte Methode ist dabei der sogenannte Enkeltrick. Dieser besteht darin, dass die Kriminellen telefonisch Kontakt zu älteren Menschen aufnehmen und sich als deren Enkelkinder oder andere Angehörige ausgeben und unter Vortäuschung eines akuten Notfalls nicht unerhebliche Mengen an Geld auf ihr Konto transferieren lassen.

Eine Verteidigung dagegen ist schwer, auch oder gerade, weil diese Betrugsmasche gegen ältere Menschen gerichtet ist, die über weniger Erfahrung und Kenntnisse über die Gefahren verfügen. Auch wenn dies kein rein altersbedingtes Problem ist und auch jüngere Menschen Opfer von Telefonbetrug sein können, werden besonders ältere Menschen oft ins Visier genommen. Ein Umstand, den sich das Unternehmen O2 in Großbritannien zunutze macht, um einen Lösungsvorschlag zu bieten: die KI-Oma Daisy! Dabei handelt es sich um ein LLM (large language model: „großes Sprachmodell“), welches gleich eines Menschen Telefonate führen kann und wie eine ältere Dame klingt. Dabei macht sie auch keinen Hehl um ihre Künstlichkeit und trägt das Wort AI (artificial intelligence: künstliche Intelligenz) mit einem Augenzwinkern selbstbewusst im Namen. Ihre Aufgabe besteht dabei darin, anstelle der eigentlich kontaktierten Teilnehmer:innen Anrufe von an O2 gemeldeten Scam-Nummern anzunehmen und die Betrüger:innen möglichst lange in der Leitung zu halten, sodass sie solange anderswo keinen Schaden anrichten können. Die Themen, die Daisy anspricht sind dabei ähnlich derer, die man vielleicht auch von der eigenen Großmutter kennt: Stricken, Familie und die Hauskatze. Und sie wird niemals müde, davon zu erzählen. Denn wie sie auch selbst sagt: Sie hat alle Zeit der Welt. Eine Betrügerin soll sie schon über eine Stunde in der Leitung gehalten haben, was sie – nach Anmerkung jener – ruhig mit einem „Wie die Zeit vergeht“ kommentierte.

Ob dieses Pilotprojekt auch den Weg nach Deutschland findet, ist bislang noch nicht bekannt – wohl aber, dass es eine sehr kreative Gegenmaßnahme zum Social Engineering darstellt. Auch zeigt es eindrucksvoll auf, welche bislang noch weniger untersuchten Möglichkeiten KI zu bieten hat und auf welche ungeahnten Weisen sie uns im Alltag noch unterstützen oder diesen für uns sicherer gestalten kann. Ihre Fähigkeit zu lesen, zu schreiben, zu hören und zu sprechen verschiebt die Frage nach dem Was zu einem Wofür. Sicher ist, dass sie noch in viele weitere Bereiche Einzug finden wird und dort mit Rat und Tat zur Seite stehen können wird – es bleibt spannend, wo sie das nächste Mal unerwartet ihr Potential entfalten wird.

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Das Projekt Zukunftszentrum KI NRW wird im Rahmen des Programms Zukunftszentren durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW sowie durch die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.