Klimaschutz für die Industrie – ein immer wichtigeres Thema in NRW

Industrieunternehmen geraten zunehmend ins Spannungsfeld zwischen Umweltschutz und sozialer Verantwortung einerseits und ökonomischem Erfolg andererseits. Dabei spielt der Klimaschutz eine immer wichtigere Rolle. Immer mehr Unternehmen setzen daher in Produktion und Logistik auf CO2-Neutralität, sagt Professor Karsten Kieckhäfer von der FernUniversität in Hagen.

Unterschiedliche Einsparungsmotive

Bei den Unternehmen erkennt er verschiedene Motive für die steigende Tendenz, Treibhausgase einzusparen und Klimaneutralität anzusteuern. Etwa

  • wirtschaftliche Motive: Eine steigende Energie- und Ressourceneffizienz spart Kosten; auf der Umsatzseite kann der Markt honorieren, dass Klimaschutz ein Unternehmensziel ist. Zudem haben Unternehmen Sorge, den Anschluss zu verlieren, wenn Wettbewerber aufgrund von Klimaschutzbemühungen neue Kundenkreise erschließen.
  • „regulatorischen Druck“: Für die Automobilindustrie gibt es zum Beispiel bereits seit knapp zehn Jahren Vorgaben für die Flottenemissionen. Zudem kann es das Image schädigen, wenn bekannt wird, dass Unternehmen klimaschützende Vorgaben nicht einhalten.
  • Überzeugung: Einige Unternehmen wollen aus moralischen Gründen nachhaltiger wirtschaften.

Emissionen bilanzieren

Ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg zur CO2-Neutralität ist die Bilanzierung von Treibhausgas-Emissionen gemäß Greenhouse-Gas-Protocol. Dieses unterteilt die Emissionen eines Unternehmens in drei Bereiche:

1. direkte Emissionen eines Unternehmens durch die Verbrennung fossiler Energieträger. Diese können bspw. durch regenerative Energien ersetzt werden.

2. indirekte Emissionen, die durch außerhalb erzeugter und eingekaufter Energie entstehen.

3. indirekte Emissionen, die durch externe Produktion bspw. Zulieferer, Nutzung der Endverbraucher:innen und Entsorgung anfallen.

Für viele Unternehmen entstehen die meisten Emissionen im dritten Bereich. Aus diesem Grund können Zulieferunternehmen von ihren Kunden Klimaziele vorgegeben bekommen, die diese teilweise rigide durchsetzen, um ihre eigene Bilanz zu verbessern. Für solche Zulieferunternehmen kann eine vorrausschauende Planung in Bezug auf Klimaschutz zu einem großen Wettbewerbsvorteil werden.

Effizienzsteigerung, alternative Energien und Recycling – sinnvolle Beiträge zur CO2 Reduzierung

Um ihr Geschäftsmodell nicht zu gefährden, können Lieferanten zum Beispiel Strom statt aus fossilen aus erneuerbaren Quellen beziehen oder selbst produzieren. Beides ist heute noch teuer. Professor Kieckhäfer: „Ich hoffe sehr, dass sich das ändert.“ Noch komplizierter ist es, den Wärmebedarf CO2-neutral zu decken. Das bringt insbesondere Industrien mit hohem Energiebedarf – unter anderem Baustoff-, Chemie-, Glas-, Metall-, Papier- und vor allem Stahlbranche – in Schwierigkeiten. Die besonders energieintensive Stahlproduktion mit grünem Wasserstoff steckt noch in der Experimentierphase. Aktuell können durch Effizienzsteigerungen aber bereits Energie und damit Emissionen eingespart werden und Materialressourcen wiederverwendet werden. Hier ist eine energie- und ressourceneffiziente Produktionsplanung gefragt.

CO2-neutrale Gestaltung von Produktionssystemen

Die Forschungsgruppe MaxFab (Management Energieflexibler Fabriken) befasst sich unter anderem mit Fragestellungen der Produktionsplanung und -steuerung im Zusammenspiel mit dem Energiesystem. Die Forschungsgruppe ist im Forschungsschwerpunkt Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit (E/U/N) (Link: https://www.fernuni-hagen.de/forschung/schwerpunkte/eun/) der FernUniversität verankert, den Professor Karsten Kieckhäfer stellvertretend leitet.

Sowohl Professor Kieckhäfer und seine Mitarbeitenden als auch das Zukunftszentrum KI NRW informieren Unternehmen zur CO2-neutralen Gestaltung von Produktions- und Logistiksystemen. Nehmen Sie gerne Kontakt auf:

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Produktion und Logistik, https://www.fernuni-hagen.de/produktion-logistik/; Prof. Dr. Karsten Kieckhäfer, karsten.kieckhaefer@fernuni-hagen.de

Zukunftszentrum KI NRW, www.zukunftszentrum-ki.nrw; Dr. Sylke Lützenkirchen, sylke.luetzenkirchen@fernuni-hagen.de

Darüber hinaus: Klimaschutz ist nur eines der Nachhaltigkeitsprobleme

Ob wir auf einem guten Weg sind und der Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann, ist mehr als fraglich. „Stand heute muss leider davon ausgegangen werden, dass der Temperaturanstieg zumindest temporär höher ausfällt“, so Professor Kieckhäfer. Zudem ist Klimaschutz nur eines der Nachhaltigkeitsprobleme. „Bei aller Bedeutung des Klimaschutzes dürfen wir nicht andere wichtige Fragestellungen einer nachhaltigen Entwicklung aus dem Auge verlieren“, mahnt er. Auch weitere Umweltprobleme wie soziale Probleme in globalen Lieferketten, zum Beispiel Kinderarbeit, Lohndumping und die Gesundheitsgefährdung von Arbeitnehmer:innen, müssen gelöst werden.


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Das Projekt Zukunftszentrum KI NRW wird im Rahmen des Programms Zukunftszentren durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW sowie durch die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.