
KI-Unterstützung für den „gehobenen Mittelstand“
Wie können Unternehmen mittlerer Größe KI sinnvoll einsetzen, welche Aspekte sind zu beachten, was ist machbar und welche Grenzen tun sich auf? Mit diesen und anderen Fragestellungen hat sich die Firma Oase GmbH beschäftigt, als sie die Hilfe des Zukunftszentrums KI NRW anfragte, um mögliche Verbesserungspotentiale durch den Einsatz von KI zu explorieren.
Ausgangssituation
Die Firma Oase GmbH aus Hörstel entwickelt, produziert und vertreibt Produkte für die kreative Inszenierung von Wasser in Gärten und Aquaristik ebenso wie im professionellen Bereich für Fountain Technology und Water Technology.



Durch Akquise im In- und Ausland ist die Unternehmensgröße von Oase auf insgesamt 900 Mitarbeitende angewachsen und damit weder ein klassischer Mittelständler noch ein wirkliches Großunternehmen. Im Februar dieses Jahres wurde das Zukunftszentrum KI NRW eingeladen, um circa 50 Mitarbeitenden aus verschiedenen Abteilungen einen ersten tieferen Einblick in das KI-Thema „Prompt Engineering“ und den Einsatz von KI im Bereich Marketing zu geben, um dann abschließend mithilfe einer „Ideenwerkstatt“ zusätzliche Potentiale für eine KI-Unterstützung im Unternehmen zu explorieren.
Problemstellung und Lösungsansatz
Fast jedes Unternehmen kennt heute das Problem, sich mit dem Thema KI näher auseinandersetzen zu wollen bzw. zu müssen. Eingebaute Funktionalitäten wie „CoPilot“ bei Microsoft 365 “zwingen” die Unternehmen dazu, sich mit neuen Standards und Methoden auseinanderzusetzen und ihre Mitarbeitenden entsprechend darauf vorzubereiten. Auch die Firma Oase hat gerade begonnen, mit dem Einsatz von CoPilot zu experimentieren.
Im Rahmen der Vorbereitung einer Zusammenarbeit mit dem Zukunftszentrum KI NRW wurden die vielen Möglichkeiten diskutiert, die KI-Tools bieten, um im Anschluss insbesondere den Bereich Marketing in den Vordergrund zu stellen. Gerade hier verspricht sich das Unternehmen mit dem Einsatz von CoPilot den höchsten Erfahrungsgewinn.
Umsetzung
In einem mehrstufigen Prozess wurden die Mitarbeitenden zu folgenden Themen geschult:
- Prompt Engineering
Prompt Engineering gilt als ein Verfahren, um mittels gezielter Nutzereingaben das Antwortverhalten intelligenter Chatbots wie CoPilot, ChatGPT deutlich zu verbessern. Bevor es mit der teilnehmenden Gruppe jedoch daran ging, in einem experimentellen Ansatz erste Erfahrungen mit verschiedenen Prompt-Strategien zu machen, wurde das Phänomen der großen Sprachmodelle in das Feld der Künstlichen Intelligenz eingeordnet.

Bildnachweis: Martina Thomas/KI-gestützt mit Dall-E
Wesentlicher Schwerpunkt war in diesem Zusammenhang, die heuristische Funktionsweise großer Sprachmodelle in ihren Grundzügen nachvollziehen zu können und ihre Möglichkeiten und Grenzen im Vergleich zu regelbasierten Systemen zu verstehen. Auch wenn intelligente Chatbots sich als äußerst sprachgewandt darstellen, soll dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nur wahrscheinlich sinnvolle bzw. korrekte Antworten geben. Mit dieser Einsicht, wurden CoPilot und ChatGPT in der Experimentierphase von den Teilnehmenden anhand des Themas „Schwimmteiche“ erkundet. Dabei wurden durch Anwendung gezielter Prompts ausschweifende Antworten gestrafft, allgemeingehaltene Antworten geschärft und Texte in Sekundenschnelle in verschiedene Schreibstile umgewandelt.
Auch wurden die Grenzen der Kreativität der Sprachmodelle anhand von Versuchen, ein Kurzgedicht über Schwimmteiche zu generieren, ausgelotet. Das gemeinsame Ausprobieren und Erörtern der mit KI generierten Lösungen vertiefte das Verständnis, veranschaulichte wie Chatbots bei der Arbeit unterstützen können, wies aber auch auf Grenzen und Schwächen hin. Insgesamt wurde deutlich, dass ChatGPTund CoPilot hilfreiche Werkzeuge sein können, die menschliche Arbeit unterstützen.
„Eine KI ersetzt nicht das Denken, kann aber vor allem die Arbeitsvorbereitung erleichtern!“
Hai Duong, Team Lead Product Design & Innovation Management, OASE GmbH
- KI im Marketing
Als nächstes wurde der teilnehmenden Gruppe ein Überblick über die heute bereits bei vielen Unternehmen im Einsatz befindlichen KI-Tools im Marketingbereich gegeben. Danach wurden die Teilnehmenden aufgefordert, ihre beim Thema „Prompting“ erlernten Kenntnisse für die Erstellung eines Werbespots anzuwenden, wobei die Auswahl des Produktes in diesem interaktiven Teil des Workshops auf das „Wassergarten-Produkt“ der Firma Oase fiel: „die Schwimmfontäne“. Als Zielgruppe für den Spot wurden die Eigenheimbesitzer ausgewählt.
Bei der Textgenerierung mit ChatGPT zum Thema Werbebotschaft für Schwimmfontänen wurde nach mehreren Prompting-Versuchen der Slogan “Schwimmfontäne – Verleihen Sie Ihrem Gartenteich Leben und Eleganz!“ ausgegeben. Die parallel durchgeführten Versuche mit dem unternehmensinternen Tool „CoPilot“ führten zu einem noch akzeptableren Ergebnis mit dem Slogan „Schwimmfontäne – Lass das Wasser tanzen!”.
Bei der anschließenden Bildgenerierung waren die Ergebnisse eher enttäuschend. Keines der erprobten KI-Tools konnte mit dem Begriff „Schwimmfontäne“ wirklich etwas anfangen. Auch fielen die sehr romantisch wirkenden Gartenteichmotive durch ihre hohe Ähnlichkeit auf, was auf einen gleichen Datensatz beim Training der KI-Modelle hindeutet.



Bei der anschließenden Konkretisierung des Prompt-Begriffs „Schwimmfontäne“ (PondJet) halluzinierte sich die KI vollends ins Nirvana (siehe rechtes Bild).
Die Tonerzeugung wiederum zeigte verschiedene interessante Möglichkeiten auf, wobei eine vollkommen freie Komposition mit dem gewählten KI-Tool „Sounddraw“ leider auch nicht möglich war.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass für die Erzeugung von Werbebotschaften insbesondere für sehr spezielle technische Produkte, die heutigen KI-Tools bei weitem noch nicht ausreichen, um menschliche Kreativität und Originalität zu ersetzen bzw. zu übertreffen und, wie Hai Duong treffend ausdrückt:
„ …in kreativen Arbeitsprozessen ist der Mensch unerlässlich.“
Hai Duong, Team Lead Product Design & Innovation Management, OASE GmbH
- Ideenwerkstatt
Die abschließende Ideenwerkstatt diente dazu, dass die Teilnehmenden in kleineren Gruppen neue Ideen für den KI-unterstützten Einsatz in ihrem eigenen Arbeitsbereich vorschlagen konnten. Diese Ideen und Vorschläge wurden in einem mehrstufigen Prozess weiter hinterfragt, auf Vereinbarkeit mit technischen, rechtlichen und ethischen Prinzipien abgeprüft und dann vor der gesamten Gruppe präsentiert und diskutiert.

Allein aus diesem kreativen Prozess konnten über 20 interessante Ideen für das Unternehmen Oase entwickelt werden, die im nächsten Schritt u.a. von der Geschäftsleitung geprüft und hinsichtlich einer Umsetzbarkeit weiterverfolgt werden können.
„Es gab viele potenzielle Ideen, die das Oase Team aufgezeigt hat.“
Hai Duong, Team Lead Product Design & Innovation Management, OASE GmbH
Wir freuen uns über die gelungene Zusammenarbeit und sind gespannt, wie sich das Unternehmen auf seinem Weg in die Digitalisierung und der schrittweisen Einführung von KI-Systemen weiterentwickelt!
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